Vor einem Vierteljahrhundert haben wir unser Einfamilienhaus ausgebaut und nachträglich gedämmt. Lohnt sich das überhaupt, haben damals manche gefragt. Dazu ein paar Fakten und Anmerkungen:
Die Zahlen
- Baujahr 1968, nur Erdgeschoss ausgebaut
- Wohnfläche nach Ausbau 190 m²
- Außenwand Bimsstein 36 cm, Dachschräge ungedämmt
- Nachträgliche Dämmung der Außenwand: 10 cm Polystyrol
- Nachträgliche Dachdämmung: 16 cm Steinwolle Zwischensparren und 4 cm unter Sparren
- Kosten Außenwand: 36.000 DM bzw. 160 DM/m² (Material, Gerüst, Montage, Putz)
- Material Dachdämmung: 2.000 DM (in Eigenleistung)
- Wärmeverbrauch heute: 5.000 bis 8.000 kWh Erdgas + etwa ebensoviel Brennholz
Die Details
Da der alte Putz teilweise lose war, wurden die Dämmplatten auf angedübelten Profilschienen montiert. Die Fensterlaibungen wurden abgespitzt, um eine Dämmstärke von mindestens 8 cm bis zum Fenster zu ermöglichen. Da der Keller ist unbeheizt ist endet die Dämmung ca. 20 cm unter dem Fußboden. Dachrinnen und Außenlampen mussten natürlich neu befestigt werden.
Die Fenster wurden erst 10 Jahre später getauscht. Dabei wurden auch die alten Rolladenkästen im Fenstersturz durch außenliegende Kästen ersetzt und so die größten Kältebrücken beseitigt. Das hat erstaunlich gut funktioniert.
Die Wohnqualität
Ein Massivhaus mit außen liegendem Vollwärmeschutz hat eine große Speicherfähigkeit. Das Haus reagiert also recht träge auf Temperaturschwankungen. Besonders im Sommer ist das sehr ist sehr angenehm, auch an mehreren heißen Tagen hintereinander haben wird im Erdgeschoss kaum mehr als 25 °C Raumtemperatur.
Im Winter sorgt die außen liegende Dämmung für warme Wände. Vor der Dämmung gab es leichten Schimmel im Bad und hinter dem Schrank im Schlafzimmer. Mit Vollwärmeschutz ist das praktisch ausgeschlossen, da Schimmel nur an kalten und damit feuchten Oberflächen entsteht.
Auch nach 25 Jahren gibt es keine Schadstellen an der Dämmung oder Risse im Putz. Auch von Hagelschäden blieben wir verschont. Das System hat sich bewährt.
Das Material
Polystyrol („Styropor“) hat eine gute Dämmwirkung (Wärmeleitfähigkeit 0,04) und ein recht gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Mittlerweile gibt es auch „weiches“ Styropor mit guten Schallschutzeigenschaften um Straßenlärm draußen zu halten, sofern das nötig ist. Aus unterschiedlichen Gründen hat Styropor nicht bei jedem den besten Ruf, z.B. Baubiologie, Recylingfähigkeit und eine schlechte energetische Amortisation. Zumindest letzteres halte ich für ausgeschlossen: wenn zur Herstellung tatsächlich ein ähnlich hoher Energieaufwand erforderlich wäre, wie die Dämmung im Laufe seiner Lebenszeit einspart, dann müsste das Material wesentlich teurer sein, da der Hersteller ja diese Energie einkaufen muss!
Die Wirtschaftlichkeit
Hat sich die Dämmung nun gelohnt? Spontane Antwort: Ja, natürlich. Die letzte Erdgasrechnung lag unter 500 Euro (das Holz kostet uns nichts). Rein rechnerisch haben sich die Wärmeverluste nach der Dämmung mehr als halbiert. Ein echter Heizkostenvergleich vorher /nachher ist allerdings kaum möglich, da die Verhältnisse über die Jahre nie vergleichbar waren (Anzahl Bewohner im Haus, neue Heizung, Fenstertausch, Nutzung des Kachelofens, Einbau Solaranlage, Einbau kontrollierte Wohnungslüftung, Raumtemperatur).
Tilman Lohbeck
Im Weiher 1, Mähringen
Danke für diesen interessanten Beitrag. Wir möchten die Fassade unseres Hauses dämmen lassen. Für ein Material müssen wir uns noch entscheiden. Die Vorteile der Dämmung hören sich toll an und haben uns überzeugt.