In der Matinee vom 30. Januar 2022 ist die Frage kontrovers diskutiert worden, inwieweit die Energieausbeute aus Wind und Sonne zu vergleichen ist.

Hierzu gibt es folgende Daten zu berücksichtigen

Ein gängiges Windrad mit einer Leistung von sechs Megawatt (6.000.000 Watt) erzeugt etwa 10 GWh (10.000.000 kWh) im Jahr und kann theoretisch etwa 3.000 Haushalte ein Jahr mit Strom versorgen, da ein 2-Personenhaushalt ungefähr 3.500 kWh verbraucht https://www.ndr.de/nachrichten/info/Watt-Das-leisten-die-Anlagen-im-Vergleich,watt250.html . Auf Kusterdingen bezogen würde ein Windrad mehr als zwei Drittel des privaten Stromverbrauchs abdecken.

Eine Photovoltaikanlage von 40 Quadratmeter auf einem privaten Dach ist theoretisch ausreichend, um den Strombedarf eines Haushalts mit 3.500 kWh zu versorgen. Man würde also 3000 Dächer brauchen, um die einem Windrad entsprechende Menge an Energie zu erzeugen. Ich weiss nicht, ob wir so viele Dächer in der Gemeinde Kusterdingen haben.

Die Energie der Sonne könnte man auch mit einer Agrophotovoltaikanlage sammeln, bei der die Photovoltaikpaneele 5 Meter über dem Boden montiert sind und so der Einsatz üblicher landwirtschaftlicher Maschinen zur Bodenbearbeitung und Ernte möglich ist. Eine entsprechende Versuchsanlage findet sich bei der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach nördlich des Bodensees (https://hofgemeinschaft-heggelbach.de/energie).

Agrophotovoltaikanlage in Heggelbach

Im Hitzesommer 2018 erhöhte die Sonneneinstrahlung die Solarstromproduktion und gleichzeitig steigerte die Teilverschattung unter den Solarmodulen die landwirtschaftlichen Ernteerträge (https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/presseinformationen/2019/1019_ISE_d_PI_APV_Projektabschluss.pdf ). Die Anlage produziert auf einer Fläche von 0.3 Hektaren ungefähr 240.000 kWh im Jahr. Dies entspricht etwa dem Stromverbrauch von 68 Haushaltungen (240.000 geteilt durch 3.500). Um 3000 Haushalte mit Strom zu versorgen, würde man etwa 45 Agrophotovoltaikanlagen benötigen, die 13 Hektaren Landwirtschaftsfläche abdecken würden. Dies entspricht knapp 1 Prozent der 1.460 Hektaren Landwirtschaftsfläche der Gemeinde Kusterdingen.

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5 thoughts on “Windenergie versus Sonnenenergie

  1. Vielen Dank Gerhart für diesen Diskussionsbeitrag. Genau diese Diskussion müssen wir führen. Ich denke, die Verhältnisse zwischen Anzahl von Windkraftanlagen und Fotovoltaikanlagen passt auch nach meiner Einschätzung sehr gut.

    Allerdings befinden wir uns in Kusterdingen und Deutschland nicht in der Lage, dass das Eine oder das Andere getan werden muss. Wir müssen alles tun!

    Baden Württemberg hat bis 2040 einen Strombedarf an ca. 90 TWh pro Jahr (90MWh pro Gemeinde mit 10.000 Einwohnern). Das wären 9 Windräder mit einer Jahresausbeute von 10MWh für Kusterdingen. Vermutlich keine Option. Wenn wir von Fotovoltaik auf Gebäuden ausgehen, hätten wir ein Potential von 3000 Dächern x 3500kWh also 10MWh auch das ist bei weitem nicht ausreichend.

    Also, wir brauchen alles:

    • Solar auf den Dächern
    • + mehrere Windkraftanlagen
    • + Freiflächensolar
    • + Biokraftwerke
    • + Stromimport aus Norddeutschland

    Windkraft brauchen wir schon deswegen, weil die ganze Solarinstallation im Winter mit dem größten Bedarf nur 10%-20% der Leistung liefert.
    Und: In den 90TWh ist die Energie für die Wasserstoffgewinnung noch nicht enthalten. Wasserstoff müssten in diesem Szenario zu 100% aus sonnenreichen Kontinenten importiert werden (So wie heute schon das Erdgas und das Erdöl).

    Quelle der Zahlen: https://cloud.klimaschutz-haerten.de/index.php/s/8JQsQ9MG5Tso2Xa

  2. Guter Artikel, wir geben Ihnen recht, es geht nicht um das „entweder oder“ sondern das „sowohl als auch“. Leider findet unser Bürgermeister ja trotz des Krieges von Russland wo es nötiger denn je wäre, den Ausbau nachhaltige Enrgien zu fördern , dass Windkraft eine „Verspargelung der Landschaft“ darstellt. Schade!

    1. Es ist mir nicht bekannt, dass der Bürgermeister Soltau die Windkraft als Verspargelung der Landschaft darstellt. Er hat eine differenziertere Haltung, die er in einem Interview im Schwäbischen Tagblatt vom 17. Juni 2021, schon vor der Ampelkoalition, erläutert hat (https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Wir-koennen-nicht-sagen-Wir-nicht-501568.html). Er sagt unter anderem: Wir wollen uns der Windenergie nicht verschließen, wir brauchen die Energiewende.
      Ich gehe davon aus, dass Herr Soltau in Kürze Stellung dazu nimmt, wie wir den vom Oberbürgermeister Palmer aus Tübingen initiierten Standort auf den Härten bewerten sollen (https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Nur-ein-Windkraft-Standort-wird-geprueft-531794.html). Hierzu ist sicher der Einbezug und die Unterstützung durch die Bürger der Gemeinde Kusterdingen hilfreich und notwendig.

  3. Gerhard, ich kann Deinen Optimismus leider nicht teilen. Im Gespräch zwischen Herrn Bürgermeister Soltau und der Schwerpunktgruppe Gebäude und Energie konnte ich seitens Herrn Soltau leider keinen politischen Gestaltungwillen feststellen. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Über seine Geweggründe möchte ich nicht spekulieren.
    Was die Einbeziehung der Bürger betrifft, kann ich Dir nur zustimmen. Über die Art und Weise sowie den Zeitpunkt sollten wir uns unterhalten.

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