Bericht und Vortragsunterlagen zur Einwohnerversammlung

Am Mittwoch, den 16. Oktober 2024, lud der Gemeinderat Kusterdingen zur Einwohnerversammlung in die Turn- und Festhalle in der Jahnstraße ein. Schwerpunkt der Veranstaltung waren die Themen Klimaschutz, Energie und die kommunale Wärmeplanung, die in allen Ortschaften von Kusterdingen umgesetzt werden sollen. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Versammlung teil, um sich über aktuelle Projekte zu informieren und eigene Fragen sowie Anliegen vorzubringen.

Bürgermeister Dr. Soltau eröffnete die Veranstaltung und betonte die Dringlichkeit, den Klimaschutz auf kommunaler Ebene voranzutreiben. Verschiedene Experten stellten anschließend Initiativen wie das „Sanierungsmanagement Kusterdingen NORD“ oder die Kommunale Wärmeplanung vor. Auch Beratungsangebote für Hausbesitzer sowie Bürgergruppen, die aktiv an Projekten arbeiten, kamen zu Wort. Abschließend wurde den Bürgern Raum für Fragen gegeben, wobei besonders Themen wie Straßeninfrastruktur und der schleppende Ausbau des Glasfasernetzes zur Sprache kamen.

Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Soltau

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Bürgermeister Dr. Soltau die Anwesenden und hob hervor, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen der Menschheit darstelle. Auch Kusterdingen müsse seinen Beitrag leisten, um die Energiewende voranzutreiben und die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen. Er stellte kurz die bisherigen Maßnahmen der Gemeinde vor, darunter das energetische Quartierskonzept, das in Zusammenarbeit mit den Bürgern erarbeitet wurde. Besonders erwähnte er die erfolgreiche Beantragung von Fördermitteln für ein Sanierungsmanagement, durch das Kusterdingen in die Städtebauförderung des Landes Baden-Württemberg aufgenommen wurde. Diese Förderung beläuft sich auf insgesamt drei Millionen Euro, die sowohl privaten als auch kommunalen Maßnahmen zugutekommen werden.

Dr. Soltau betonte, dass Kusterdingen eine „einmalige Chance“ habe, nicht nur die energetische Sanierung voranzutreiben, sondern auch dringend notwendige bauliche Maßnahmen, wie die Erneuerung der Heizungsanlage des Schulkomplexes, im Rahmen dieser Förderung umzusetzen.

Zwischenbericht zum „Sanierungsmanagement Kusterdingen NORD“

Anschließend stellte die Firma e-eff GmbH, die mit der Umsetzung des „Sanierungsmanagements Kusterdingen NORD“ betraut ist, ihren Zwischenbericht vor. Ziel dieses Projekts ist die Dekarbonisierung des Quartiers, also die Reduzierung der CO₂-Emissionen in den Bereichen Gebäude und Mobilität. Im Rahmen einer ersten Bürgerbeteiligung wurden Informationen über Fördermöglichkeiten bereitgestellt und die Möglichkeit eines Nahwärmenetzes diskutiert. Durch Umfragen unter den Bürgern wurden verschiedene Ausbauoptionen bewertet, um ein möglichst passgenaues Konzept zu entwickeln.

Darüber hinaus wurden bereits mehrere Aktionen vor Ort durchgeführt, wie ein „Photovoltaik- und Wärmepumpen-Spaziergang“, bei dem interessierte Bürger in Kusterdingen verschiedene energetische Sanierungsmaßnahmen begutachten konnten. Weitere Initiativen, wie ein Fahrrad-Aktionstag und eine Thermografie-Aktion zur Analyse der energetischen Verluste an Gebäuden, wurden ebenfalls organisiert. In den kommenden Monaten sollen weitere Veranstaltungen folgen, bei denen auch Themen wie die Klimafolgenanpassung und nachhaltige Energienutzung im Vordergrund stehen. Besonders hervorgehoben wurde der Aktionstag „Sanieren und Energie effizient umsetzen“, bei dem auch das Sanierungsmobil Baden-Württemberg zum Einsatz kam, um Bürgern praktische Hilfestellungen zu geben.

Städtebauliches Sanierungsprogramm in der Ortschaft Kusterdingen

Martina Steireif von der LBBW Kommunalentwicklung stellte das städtebauliche Sanierungsprogramm für Kusterdingen vor. Sie erläuterte, dass die LBBW die Gemeinde sowohl fachlich als auch rechtlich beraten wird und das Fördermittelmanagement übernimmt. Das Programm befindet sich derzeit noch in der Vorbereitungsphase, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Danach beginnt die Umsetzungsphase, die voraussichtlich acht bis zehn Jahre dauern wird.

Im Fokus des Programms steht die bauliche Sanierung von Gebäuden, die sowohl öffentlichen als auch privaten Bauherren zugutekommen soll. Das Fördervolumen beträgt drei Millionen Euro, wovon 60 % durch das Land und 40 % durch die Gemeinde getragen werden. Private Bauherren können zusätzlich steuerliche Abschreibungen für Sanierungsmaßnahmen in Anspruch nehmen, die im Rahmen dieses Programms durchgeführt werden. Zudem wurde betont, dass die Fördermittel auch mit anderen Programmen kombiniert werden können, um die Sanierungsmaßnahmen möglichst umfassend zu unterstützen.

Vorstellung der Kommunalen Wärmeplanung

Daniel Rudolf von den Stadtwerken Tübingen präsentierte die kommunale Wärmeplanung, die für das gesamte Gemeindegebiet von Kusterdingen gilt. Dabei wird das Gemeindegebiet in verschiedene Teilgebiete aufgeteilt, für die jeweils eine individuelle Planung zur Wärmeversorgung entwickelt wird. Die Schritte umfassen zunächst eine Bestandsanalyse, in der die aktuellen Gegebenheiten der Wärmestrukturen untersucht werden, gefolgt von einer Potenzialanalyse zur Ermittlung der besten technischen Lösungen. Auf dieser Grundlage wird eine Prognose zur zukünftigen Entwicklung des Wärmebedarfs erstellt.

Die Stadtwerke Tübingen fungieren hier als Dienstleister für die Gemeinde. Ziel ist es, eine kommunale Strategie zur klimafreundlichen Wärmeversorgung zu erarbeiten, die jedoch keine Detailpläne für einzelne private Gebäude beinhaltet. Die Laufzeit des Projekts beträgt etwa zwölf Monate, wobei die Hälfte der Zeit für die Sammlung von Daten aus verschiedenen Quellen benötigt wird.

Auf Nachfrage aus der Einwohnerschaft wurde bestätigt, dass auch die Stromnetze der Gemeinde im Rahmen dieser Planung geprüft und mögliche Ausbauempfehlungen erarbeitet werden.

Beratungsangebote der Agentur für Klimaschutz Kreis Tübingen

Felix Schneider von der Klimaschutzagentur des Landkreises Tübingen stellte die Beratungsangebote seiner Organisation vor, die sich vor allem an Hausbesitzer und Gebäudebesitzer richten. Die Agentur bietet eine umfassende Beratung zu Themen wie Solardächern, Fenster- und Fassadendämmung sowie Heizsystemen an. Im Rahmen der Beratung können Hausbesitzer individuelle Konzepte zur energetischen Sanierung ihrer Gebäude erarbeiten lassen.

Die Beratungen erfolgen telefonisch oder vor Ort und sind in der Regel kostenfrei. Lediglich bei Vor-Ort-Besichtigungen wird ein Eigenanteil von 30 Euro erhoben. Schneider hob hervor, dass die Agentur eine zentrale Anlaufstelle für Bürger darstellt, die sich über Fördermöglichkeiten und die praktischen Umsetzungen informieren wollen.

Vorstellung der Arbeitsgruppe Nahwärme Kusterdingen

Manfred Wismer präsentierte die Aktivitäten der Arbeitsgruppe Nahwärme Kusterdingen, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Nahwärmenetz für die Gemeinde aufzubauen. Die Gruppe besteht aus Bürgern, die selbst potenzielle Nutzer eines solchen Systems sind, und steht in engem Austausch mit der Gemeindeverwaltung. Wichtig ist der Gruppe, die Bürger umfassend zu informieren und für das Nahwärmeprojekt zu begeistern. Durch Informationsveranstaltungen und persönliche Gespräche möchten sie Nachbarn und Freunde überzeugen, sich dem Projekt anzuschließen.

Vorstellung der Agendagruppe „Klimaschutz Härten“

Josef Göppert stellte die Agendagruppe „Klimaschutz Härten“ vor, die vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde. Die Gruppe wurde von verschiedenen Fraktionen des Gemeinderats und der Kirche gegründet und arbeitet in verschiedenen Themenbereichen wie Energie, Mobilität und nachhaltigem Bauen. Ihr Ziel ist es, als Bindeglied zwischen der Bevölkerung, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat zu fungieren und die Bürger stärker in den Prozess der Klimaschutzmaßnahmen einzubinden.

Fragen und Anliegen aus der Einwohnerschaft

Im Anschluss an die Vorträge hatten die Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ein Thema war der Zustand der Straßen in Kusterdingen, der nach Meinung einiger Anwesender verbessert werden sollte. Bürgermeister Dr. Soltau erklärte, dass Straßensanierungen meist im Zusammenhang mit Kanalsanierungen durchgeführt würden, um Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. In den letzten Jahren habe sich der Zustand der Straßen jedoch deutlich verbessert.

Ein weiteres Thema war der schleppende Ausbau des Glasfasernetzes. Dr. Soltau räumte ein, dass der Bau langsamer vorangehe als ursprünglich geplant, wies jedoch darauf hin, dass der Ausbau für die Gemeinde kostenlos sei, da die Deutsche Glasfaser die Kosten trage. Wäre dies nicht der Fall, hätten die Investitionen für die Gemeinde mehrere Millionen Euro betragen.

Zum Abschluss bedankte sich Bürgermeister Dr. Soltau bei allen Referenten und Bürgern für die Teilnahme und hob hervor, dass die vorgestellten Maßnahmen nur der Beginn eines längeren Prozesses seien. Weitere Veranstaltungen werden folgen.

Unterlagen der Vortragenden

Willst Du über unsere neuen Beiträge informiert werden?

Abonniere unseren Newsletter!

Der Newsletter wid 15tägig verschickt und kann wieder deaktiviert werden (Link im Newsletter).
Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert