Am Samstag, den 7. Dezember 2024, öffnete die Bioenergie Härten in Kusterdingen ihre Türen für eine Besichtigung. Organisiert von der Schwerpunktgruppe Energie der Agendagruppe Klimaschutz-Härten bot die Veranstaltung rund 20 interessierten Teilnehmenden einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten nachhaltiger Energiegewinnung. Unter der fachkundigen Leitung von Markus Müller, dem Eigentümer der Anlage, und Ulrich Obergfell ergaben sich viele interessante Diskussionen
Die Biogasanlage
Der erste Teil der Veranstaltung widmete sich der Biogasanlage. Ulrich Obergfell eröffnete die Führung mit einer Einführung in die Grundlagen der biologischen Methanproduktion. Neben der Energieerzeugung betonte er die Bedeutung der Anlage für die Produktion hochwertiger Düngersubstrate. So können Pferde- und Hühnerdung in hochwertigen Dünger für die Landwirtschaft aufgewertet werden.
Markus Müller erläuterte die technischen Details und führte die Gäste durch die verschiedenen Komponenten der Biogasanlage. Der Gärprozess, der etwa 120 Tage dauert, erfolgt in zwei Fermentern mit einem Fassungsvermögen von 1.500 und 2.100 Kubikmetern. Die Fermentation findet bei ca. 40 °C statt, während ein Mischer die Grundsubstanzen kontinuierlich bewegt. Neben Mais und Gras werden auch unterschiedliche Arten von Mist und Gülle verarbeitet, wobei der Anteil an Mais in den letzten Jahren zugunsten von Gras zurückging. Damit wird unverkäufliches Heu sinnvoll genutzt, insbesondere da die Anzahl der Tiere, an die Heu verfüttert wird, abnimmt.
Die kontinuierliche Stromproduktion durch die Motor-Generator-Kombination ist ein weiteres zentrales Element der Anlage. Müller ging auch auf die Herausforderungen ein, die mit gesetzlichen Vorgaben und der Integration von Biogasanlagen in das Landschaftsbild verbunden sind, wie etwa die Größe der Gasspeicher. Die durch den Gärprozess entstehende Abwärme wird effizient genutzt zur Trocknung von Klärschlamm aus umliegenden kommunalen Kläranlagen.
Die Pelletieranlage – ein innovativer Ansatz
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Markus Müller die neu installierte Pelletieranlage vor. Diese ergänzt die Biogasanlage optimal, indem überschüssiges Stroh und Heu aus der Landwirtschaft in hochwertige Pellets umgewandelt werden. Diese Pellets eignen sich hervorragend als hygienisches Einstreumaterial für Pferdebetriebe und erleichtern anschließend die Verarbeitung von Pferdemist in der Biogasanlage.
Die Anlage hat eine jährliche Produktionskapazität von 3.000 bis 4.000 Tonnen Pellets. Müller hob hervor, dass diese Technologie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll ist, da sie zur Vermeidung von Abfällen beiträgt und regionale Ressourcen nachhaltig nutzt.
Diskussionsrunde und zukünftige Perspektiven
Der Abschluss der Veranstaltung war eine angeregte Diskussionsrunde, in der zahlreiche Themen behandelt wurden. Besonders im Fokus stand die Möglichkeit, die Abwärme der Biogasanlage in ein Nahwärmenetz für die Gemeinde Kusterdingen einzubinden. Markus Müller zeigte großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Gemeinde, um zentrale Heizlösungen zu entwickeln. Diskutiert wurden auch die gesetzlichen Hürden bei der Verwertung von Rasenschnitt und Pferdemist sowie die Herausforderungen, einen landwirtschaftlichen Betrieb ohne staatliche Subventionen wirtschaftlich zu betreiben.
Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt von den vielseitigen Möglichkeiten der Bioenergie und der Innovationskraft der Betreiber. Die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Gemeinden wurde mehrfach hervorgehoben.
Fazit
Die Besichtigung der Bioenergie Härten war ein voller Erfolg. Sie bot den Anwesenden nicht nur wertvolle Informationen, sondern auch Anregungen für eine nachhaltige Zukunft. Die Schwerpunktgruppe Energie der Agenda Gruppe Klimaschutz-Härten bedankt sich bei Markus Müller und Ulrich Obergfell für die spannende und aufschlussreiche Führung. Mit vielen neuen Eindrücken und Ideen im Gepäck gingen die Teilnehmenden nach Hause, motiviert, die regionale Energiewende weiter voranzutreiben.
Die Biogasanlage produziert kontinuierlich Methan, das durch einen Generator in Strom umgewandelt wird. Markus Müller bedauert es, dass es ihm bisher nicht bewilligt wurde, eine Lagerung es Methangases vorzunehmen, um das Verbrennen des Gases auf die täglichen Verbrauchsspitzen am Morgen und Abend zu konzentrieren. Die Behörde argumentiere, eine Kuppel über der Anlage sei aus ästhetischen und naturschützerischen Gründen ausgeschlossen. Ich finde es sehr schade, dass die einfache und sinnvolle Pufferkapazität der Biogasanlage nicht realisiert werden kann.