Bürgerversammlung zur Kommunalen Wärmeplanung der Gesamtgemeinde und Sanierungsförderung in Kusterdingen-Nord

Am 15. Oktober 2025 fand im Bürger- und Kulturhaus beim Klosterhof eine Bürger-Informationsveranstaltung der Gemeinde Kusterdingen zur Kommunalen Wärmeplanung und zum städtebaulichen Sanierungsgebiet Kusterdingen-Nord statt. Rund 35 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, sich über Fördermöglichkeiten, energetische Sanierung und die Perspektiven für ein Nahwärmenetz zu informieren und Fragen zu stellen. Die Moderation erfolgte durch Helmut Bauer.

Sanierungsgebiet Kusterdingen-Nord – Förderung und Ziele

Martina Steireif von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE) stellte das Sanierungsprogramm vor, das im Rahmen des Bundes-Länder-Programms „Lebendige Zentren“ bis 2033 läuft. Ziel ist es, die Gebäudesubstanz zu verbessern, neuen Wohnraum zu schaffen, den öffentlichen Raum aufzuwerten und ökologische sowie energetische Maßnahmen zu fördern.

Für Eigentümerinnen und Eigentümer bedeutet die Aufnahme ins Sanierungsgebiet:

  • Zuschüsse von bis zu 50.000 € für umfassende Modernisierungen, barrierefreies Wohnen oder die Schaffung zusätzlicher Wohneinheiten
  • Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung von Sanierungskosten, sind laut Erfahrungen der KE für die Eigentümer oft attraktiver als direkte Zuschüsse
  • Eine Initial-Beratung und Begleitung durch die Agentur für Klimaschutz Landkreis Tübingen (AfK) erfolgt im Erstgespräch, als erste Information zum Verständnis von Anforderungen an energetische Maßnahmen.

Voraussetzung für eine Förderung ist eine umfassende Modernisierung des Gebäudes; rückwirkende Förderungen sind nicht möglich. Die Sanierungssatzung wurde bereits vom Sanierungsausschuss beschlossen. Damit bestehen für Grundstückseigentümer erweiterte Genehmigungspflichten und es erfolgt die Eintragung des Sanierungsgebietes im Grundbuch. In der Diskussion zeigte sich, dass diese Punkte bei einigen Anwesenden für Verunsicherung sorgten. Frau Steireif betonte jedoch, dass sie kooperative Lösungen angestrebt werden. Zum Grundbucheintrag wurde z.B. auf den Vortrag der KE im Rahmen der Vorinformationen für die Bürger zur Ausweisung eines Sanierungsgebiets in der Auftakt-Einwohner-Informationsveranstaltung in der Festhalle verwiesen.

Kommunale Wärmeplanung – Strategie für die Wärmewende

Im zweiten Teil stellte Herr Rudolph von den Stadtwerken Tübingen (swt) die Ergebnisse der Kommunalen Wärmeplanung für die Gesamtgemeinde inkl. aller Teilorte vor. Die Wärmeplanung ist keine verbindliche Bauvorgabe, sondern eine strategische Grundlage für die künftige Wärmeversorgung der Gemeinde.

Zentrale Ergebnisse:

  • In Kusterdingen gibt es rund 2.700 beheizbare Wohnungen mit einem Wärmebedarf von etwa 90.000 MWh pro Jahr.
  • Aktuell stammen 71 % der Wärme aus fossilen Energien, etwa 80 % der Gebäude sind private Wohnhäuser.
  • Langfristig soll der Wärmebedarf bis 2045 zu etwa 60 % durch Wärmepumpen und 40 % durch Biomasse gedeckt werden.
  • Wasserstoffheizungen sind derzeit nicht vorgesehen, da keine Versorgungsinfrastruktur absehbar ist.
  • In fünf Teilgebieten der Gemeinde – in Kusterdingen und in Wankheim – besteht Potenzial für Nahwärmenetze. Darüber hinaus sind kleinere Gebäudenetze mit bis zu 16 Gebäuden oder 100 Wohneinheiten möglich.

Besonders positiv wurde hervorgehoben, dass sich in Kusterdingen bereits engagierte Bürgergruppen wie die Initiative „Dorfheizung“ für lokale Wärmenetze einsetzen. Ein möglicher erster Ansatzpunkt liegt im Bereich des Schulzentrums, das mit seinem hohen Wärmebedarf als sogenannter „Ankerkunde“ gilt. Allerdings sei ein Wärmenetz „kein Selbstläufer“ – es brauche das Engagement von Bürgern und Gemeinde gleichermaßen.

Beratungsangebote und Ausblick

In der anschließenden Diskussion wurden vor allem zwei Themen lebhaft erörtert:

  • Die Unsicherheit vieler Eigentümer im Sanierungsgebiet bezüglich der neuen Genehmigungspflichten und Eintragungen im Grundbuch
  • Die Fragen zum Zeitplan und zur konkreten Umsetzung eines möglichen Nahwärmenetzes.

Insbesondere kündigte Herr Bauer an, dass in den kommenden Wochen die Beauftragung einer Studie abgeklärt wird. Ziel ist es, gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern die nächsten Schritte zur Umsetzung eines ersten Wärmenetzes in Kusterdingen vorzubereiten.


Vortragsunterlagen

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