Rückblick auf die Informations- und Diskussionsveranstaltung
Am 24. Februar 2025 fand im Bürger- und Kulturhaus beim Klosterhof in Kusterdingen ein informativer Vortragsabend zum Thema Wärmepumpen statt. Rund 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung, um sich über die Zukunft dieser Heiztechnologie zu informieren. Neben einem Fachvortrag standen vor allem Erfahrungsberichte aus der Praxis im Mittelpunkt.
Einleitung durch Bürgermeister Dr. Jürgen Soltau
Bürgermeister Dr. Jürgen Soltau eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die zahlreichen Gäste sowie die eingeladenen Experten. Er erinnerte an die bisherigen Maßnahmen der Gemeinde Kusterdingen im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz, darunter das Quartierskonzept und das aktuelle Sanierungsmanagement in Kusterdingen Nord. Die Wärmepumpe sei eine von mehreren Möglichkeiten, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
Er betonte, dass die Gemeinde auch über ein Nahwärmesystem nachdenke, doch viele Hausbesitzer müssten individuell entscheiden, welche Heizlösung für ihr Gebäude am besten geeignet sei.
Die Moderation des Abends übernahm Helmut Bauer vom Umweltforschungsinstitut Tübingen.
Impulsvortrag: Die Wärmepumpe als Heizlösung der Zukunft
Felix Schneider von der Klimaschutzagentur des Landkreises Tübingen erläuterte in seinem Vortrag die Vorteile und Herausforderungen von Wärmepumpen. Dabei betonte er insbesondere, dass eine Wärmepumpe nur dann effizient arbeitet, wenn sie zum jeweiligen Gebäude passt.
- Ganzheitliche Betrachtung: Eine Heizung darf nicht isoliert betrachtet werden – entscheidend ist, dass das Gebäude zur Heizungstechnik passt.
- Bestandsgebäude: Gerade ältere Häuser kann es sinnvoll sein diese erst teilweise zu sanieren, um die Energie effizient zu nutzen. Das gilt nicht nur für die Wärmepumpe, sondern für alle Heizsysteme.
- Technologie: Wärmepumpen gibt es bereits seit über 100 Jahren – sie funktionieren im Prinzip wie Kühlschränke oder Klimaanlagen, nur dass die warme und kalte Seite vertausch wird und sie die Wärme aus der Umgebung aufnehmen und ins Haus leiten.
- Effizienz bei kalten Temperaturen: Moderne Wärmepumpen arbeiten auch bei niedrigen Temperaturen noch effizient. In Deutschland gibt es nur wenige Tage im Jahr, an denen dies problematisch werden könnte.
Ein wichtiger Punkt war die zukünftige CO₂-Bepreisung. Laut Schneider müssten Hauseigentümer in den nächsten 20 Jahren mit bis zu 25.000 Euro zusätzlichen Kosten für fossile Heizsysteme rechnen. Diese Kosten betreffen nicht die Wärmepumpe und machen diese aus wirtschaftlicher Sicht attraktiver.
Erfahrungsberichte aus der Praxis: Wärmepumpen im Alltag
Nach dem Fachvortrag berichteten drei Bürger von ihren persönlichen Erfahrungen mit Wärmepumpen. Diese Praxisbeispiele zeigten, dass der Umstieg auf die moderne Heiztechnik sowohl im Altbau als auch in sanierten Gebäuden gut funktionieren kann – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
1. Wärmepumpeneinsatz im Altbau – Klaus Heyers
Klaus Heyers besitzt ein älteres Einfamilienhaus, das – wie viele andere Häuser in der Gemeinde – ursprünglich für eine Öl- oder Gasheizung ausgelegt war. Anstatt das Heizsystem auf einen Schlag zu erneuern, entschied er sich für eine schrittweise Sanierung.
- Schritt 1: Analyse des Wärmebedarfs und Identifikation von Wärmeverlusten.
- Schritt 2: Austausch und Vergrößerung der Heizkörper, um mit niedrigeren Vorlauftemperaturen zu arbeiten.
- Schritt 3: Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe.
- Schritt 4: Gezielte Dämmung einzelner Gebäudeteile.
Seine Erfahrungen waren durchweg positiv: Die größeren Heizkörper ermöglichten eine effiziente Beheizung mit der Wärmepumpe und die Betriebskosten waren trotz höherer Strompreise geringer als zuvor mit der alten Heizung.
Sein Fazit: Auch in einem Bestandsgebäude kann eine Wärmepumpe funktionieren, wenn man die Heizflächen entsprechend anpasst.
2. Wärmepumpe und Vollsanierung – Josef Göppert
Josef Göppert entschied sich, sein Haus umfassend energetisch zu sanieren, bevor er die Heiztechnik umstellte.
- Maßnahmen:
- Eine Vollwärmedämmung der Fassade, des Dachs und der Kellerdecke, um den Wärmebedarf drastisch zu senken.
- Einbau einer Wärmepumpe, die dank der existierenden Fußbodenheizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen effizient arbeitet.
- Installation einer Photovoltaikanlage, um einen Teil des benötigten Stroms für die Wärmepumpe selbst zu erzeugen.
Durch diese Maßnahmen konnte er seinen Wärmebedarf um 70 % reduzieren. Gleichzeitig verringerte sich sein Strombezug aus dem Netz, da er einen Teil des benötigten Stroms selbst produzierte. Auch finanziell lohnte sich die Sanierung: Die Energiekosten sanken erheblich, und der Wert des Hauses stieg deutlich.
Sein Rat an andere Hauseigentümer: Nicht zu sehr von den hohen Installationskosten einer Dämmung und eines modernen Heizsystems abschrecken lassen, die Kosten werden durch abwarten nicht günstiger.
3. Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung – Matthias Illing (Videobeitrag)
Da Matthias Illing nicht persönlich anwesend sein konnte, hatte er ein Video vorbereitet, in dem er seine Erfahrungen schilderte. Sein Schwerpunkt lag auf dem Einsatz einer Wärmepumpe ausschließlich zur Warmwasserbereitung.
- Technische Lösung: Installation einer Brauchwasser-Wärmepumpe, die die Umgebungsluft aus dem Heizungsraum nutzt, um Warmwasser zu erzeugen.
- Ergebnisse:
- Die Warmwasserbereitung funktionierte zuverlässig und kostengünstig, ohne dass große bauliche Veränderungen nötig waren.
- Besonders interessant war die Kombination mit einer Photovoltaikanlage, da der benötigte Strom teilweise selbst erzeugt werden konnte.
Seine Einschätzung: Auch wer seine Heizungsanlage noch nicht komplett erneuern möchte, kann durch eine separate Warmwasser-Wärmepumpe bereits deutliche Einsparungen erzielen und einen beachtlichen Beitrag zur CO2 Einsparung leisten.
Diskussionsrunde und Fazit
Im Anschluss hatten die Besucher Gelegenheit, ihre individuellen Fragen mit den Referenten zu besprechen. Themen wie Netzstabilität, Wirtschaftlichkeit und die zukünftige Entwicklung der Energiepreise wurden intensiv diskutiert.
Zum Abschluss bedankte sich Bürgermeister Dr. Soltau bei den Referenten und betonte, wie wertvoll diese Veranstaltung für die Bürger sei. Die vorgestellten Erfahrungen könnten vielen als Orientierung bei der eigenen Entscheidung für eine nachhaltige Heizlösung dienen.