Im Mai 2023 haben der Ortschaftrat Wankheim und der Gemeinderat Kusterdingen in einer öffentlichen Sitzung beschlossen, Flächen für die Aufstellung von Windrädern im Großholz zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit der Stadt Tübingen können so 3 Windräder entstehen, die Strom für etwa 7.500 Haushalte produzieren.

Dieser Beschluss ist in der Bevölkerung von Kusterdingen noch kaum zur Kenntnis genommen worden, obwohl eine Reihe von Fragen in der Gemeinderatssitzung thematisiert wurden und im Protokoll der Sitzung nachgelesen werden können: https://www.kusterdingen.de/ceasy/resource/3916 .

In einem kürzlich im Schwäbischen Tagblatt erschienen Artikel sind Bedenken artikuliert worden, die unter anderem folgende Fragen stellen.

Warum werden die Windräder nicht auf der Schwäbischen Alb installiert, wo es mehr Wind hat?

Der Strom wird vorwiegend in den bebauten Gebieten verbraucht und es ist deshalb schwer nachvollziehbar, dass wir Windräder nicht bei uns haben wollen. Es kann nicht gelten, Klimaschutz ja, aber nicht vor unserer Haustür. Moderne Windanlagen produzieren auch in weniger windigen Lagen genügend Strom, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu erlauben. Eine Stromproduktion vor Ort vermeidet auch teure Leitungen und die entsprechenden Strommasten. Für den Natur- und Landschaftsschutz sind Windräder in bewohnten Gebieten vorzuziehen, um unberührte Landschaften auf der Schwäbischen Alb zu erhalten.

Der lokale Standort ermöglicht auch eine Wertschöpfung vor Ort durch Pachtentgelt, finanzielle Beteiligung an den Stromerträgen und Gewerbesteuereinnahmen.

Sind Windräder nicht eine Belästigung für die Bewohner von Kusterdingen?

Man kann sich darüber streiten, ob Windanlagen schön sind. Die einen erkennen ein Teufelszeug, andere sehen in dem langsamen Drehen der Rotoren einen beschaulichen Anblick. Dies kann auch das Gefühl der Nachhaltigkeit und des ökologischen Fortschritts vermitteln. Unbestritten ist, dass die Windräder mit 35 bis 45 Dezibel sehr leise und im Hintergrundlärm der B28 nicht wahrnehmbar sind. 35 Dezibel entsprechen in etwa menschlichem Flüstern und 45 Dezibel kann man mit üblichen Geräuschen in einer Wohnung vergleichen (https://www.swtue.de/energie/strom/erneuerbare-energien/faq-windkraft.html).

Warum ist der Abstand zur Wohnbebauung auf 700 m reduziert?

In Baden-Württemberg gibt es keine gesetzliche Abstandsregelung zu Wohngebieten. Die in der Abbildung blau eingezeichnete Potentialzonen beinhalten 700 m Abstand zu Wohngebieten. Die provisorisch vorgesehenen drei Standorte (gelbe Punkte) der Windräder sind innerhalb dieser Zone und somit mindestens 750 m von Wohnzonen entfernt. Dies entspricht den Kriterien des Regionalverbands Neckar-Alb.

Sind die Windräder nicht zu hoch, da die Nabenhöhe des Windrads mit 195 m mit dem Rotorblatt fast 300 m ergibt?

Es ist richtig, dass moderne Windräder fast 300 m hoch sind, um eine effiziente Stromerzeugung zu erlauben. Viele kleinere Windräder, um die gleiche Strommenge zu erzeugen, scheinen keine brauchbare Alternative zu sein.

Was passiert, wenn die Spitze der Rotorblätter fast Schallgeschwindigkeit erreichen?

Bei einer Geschwindigkeit der Spitze des Rotorblatts von 25m/sec wird das Rad automatisch abgeschaltet. Dies ist wesentlich weniger als die Schallgeschwindigkeit von 330 m/sec. Entscheidend ist die Lärmemission, die im Wohngebiet im Abstand von 700 m 35 Dezibel entspricht. Dieser leise Flüsterton wird durch Rauschen der Bäume, aber insbesondere durch den Lärm der B28 deutlich übertönt.

Warum muss 1 Hektar Wald gerodet und Straßen für 100-Tonnen-Krane gebaut werden?

Für den Bau der vorgesehenen Windenergieanlage wird etwa eine Hektar Fläche benötigt, wobei nach Inbetriebnahme mehr als die Hälfte wieder bepflanz werden kann. Der Rest wird an anderer Stelle durch Naturschutzmaßnahmen wieder ausgeglichen.

Interessierte finden viele weitere Angaben zu den geplanten Windrädern im Großholz auf der Homepage der Stadtwerke Tübingen: https://www.swtue.de/energie/strom/erneuerbare-energien/windpark-grossholz.html. Man kann dort auch Fragen zum Windpark stellen

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7 thoughts on “Bedenken zu den Windrädern auf den Härten

  1. 1 Hektar Landschaftsverbrauch für diese Windkrafträder. Was bedeutet das?

    Die 3 Windkrafträder erzeugen jeweils 14 Mio kWh Energie pro Jahr also in Summe 42 Mio kWh. Das sind etwa 5.000 kWh pro Kusterdinger Bürger
    Derzeit ist er Stromverbrauch laut Einstiegsberatung der Gemeinde 2.000 kWh pro Kusterdinger Bürger. Wenn wir davon ausgehen, dass der Stromverbrauch durch Elektromobilität und Heizungswende sich mehr als verdoppelt, kann man also sagen, dass die Windkrafträder in einer nicht allzufernen Zukunft (ab 2045) den gesamten Energiebedarf von Kusterdingen decken würden – Beeindruckend.

    Wenn wir die gleiche Menge elektrischer Energie durch Biogas decken wollten bräuchten wir 2100 Hektar Maisanbaufläche (Gesamte Gemeindefläche Kusterdingen: 2424 Hektar). Elektrizität aus Biogas hat eine Ausbeute von etwa 2 kWh pro m².
    Freiflächen Photovoltaik ist mit 50 kWh pro m² schon besser, braucht aber immer noch 84 Hektar.
    Bei Kohle- oder Atomstrom werden ganze Landstriche in anderen Gegenden und Weltregionen umgebaggert und verseucht.

    1 Hektar Landschaftsverbrauch (1m² pro Bürger) dafür, dass alle Kusterdinger mit Strom, Wärme und Mobilität versorgt sind?
    Das ist zwar bedauerlich, aber ich wüsste nicht welche Technologie weniger Landschaft verbraucht.

    Gruß, Josef Göppert

  2. Rückenwind für Kusterdingen!
    Ich kann die Überlegungen von Josef Göppert nur bekräftigen. Hinzu kommt, dass eine gesicherte Versorgung erst durch einen Mix aus regenerativer Erzeugung zustande kommt, daher sind wir sowohl auf PV-Erzeugung als auch auf Windkraft angewiesen – und zwar in örtlicher Erzeugung.
    In Rottenburg haben wir im letzten Jahr die Erfahrung gemacht, dass sich die anfänglichen Bedenken vieler Menschen durch wissenbasierte Fakten auflösen lassen. Auf unserer Homepage https://rückenwind-rottenburg.de/weiterfuehrende-links/ haben wir einiges zum Tehma zusammen getragen.
    Besonders hilfreich: Die Wissenssammlung des Rechercheteam des ee mag – Magazin der Europäischen Energiewende.
    Sonnige Grüße, bodo schanzenberger

  3. nicht daß ich irgendwas für biogas aus (z.b. mais)-monokulturen übrig hätte…. aber ist das plausibel: 2kwh/m² (im jahr?).
    an dieser stelle wird eh besonders krass deutlich, daß die reduktion der debatte auf CO² mit naturschutz garnix am hut hat: maisplantagenbiodiversität hat seine entsprechung in waffenliefernfürfrieden.
    und wer in seinem elektro-suv oder mit anderen scheinalternativen besitzständen sein grünes restgewissen beruhigen möchte sei daran erinnert, daß anderleuts landschaften von uns grünen nicht nur für kohle+uran, sondern grundsätzlich schon lange für lithium und konsorten durchpflügt werden – auch von kinderhand – mit übelsten folgen für die betroffenen regionen.
    mir gefallen die windräder überhaupt nicht…. aber sie sind der perfekte spiegel für unsere gier/energieumsetzungen. deshalb: es gehört uns nicht anders.
    auch wenn mangels debattenkultur ohnehin garnix mehr zuende diskutiert wird. (meine schriftliche wie mündliche fragen an XR und asphalt.klebe.aktive nach ihrer meinung zu den militärausgaben der usa und ihrer nato wurden im einen ignoriert, im andern mit verweis auf nichteinmischung in andere staaten abgebügelt)
    also: konsumenten aller härten vereinigt euch — ab unter die windräder

  4. Guten Tag !

    Heute ist ein Flyer in meinem Briefkasten gelandet welcher sich Hauptsächlich auf den Verein Vernunftkraft bezieht.
    Der Flyer ist aus dem Baukasten des Vereins erstellt worden.

    Da ist mir der vom Hessischen Rundfunk ausgestrahlte Beitrag zu diesem Verein über den Weg gelaufen.

    https://youtu.be/qshXTH5ohZA?si=cgf5TXrfRVY1z-TG

    Leider finde ich den einen Ähnlichen Bericht nicht mehr in dem die Deutsch-Internatilnalen verbindungen zur Öl- und Mulitkonzernen nachweist.

    Kann mir jemand weiter Helfen ?

    LG Grogson

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