Gerhart Ryffel und seine Frau Ursula wohnen in Wankheim-Siedlung und verzichten auf einen eigenen PKW. Beide sind im Ruhestand und setzen bei Autofahrten komplett auf Carsharing. Sie trauern ihrem Auto nicht hinterher. Gerhart Ryffel, Sprecher des Mobilitätsteams in der Agendagruppe Klimaschutz Härten, wünscht sich, dass mehr Kusterdinger Carsharing nutzen.

Gerhart, seit wann habt ihr kein eigenes Auto mehr?

Seit Sommer 2022, also seit anderthalb Jahren.

Wie viele Kilometer wart ihr vorher pro Jahr mit dem Auto unterwegs?

6000km pro Jahr. Daneben sind wir immer schon viel Rad, Bus oder Bahn gefahren.

Was war der Auslöser, ohne Auto auszukommen?

Unser Auto war 19 Jahre alt. Es war fraglich, ob sich Reparaturen noch lohnten. Schließlich fragten wir uns, ob sich überhaupt noch ein eigenes Auto lohnt, weil wir so wenig fahren. Besonders bei einem Neuwagen wäre der Wertverlust unverhältnismäßig hoch gewesen.

Wie leicht fiel euch der Entschluss, auf das eigene Auto zu verzichten?

Motiviert hat uns zweierlei. In der Mobilitätsgruppe hatten wir 2022 unter anderem Carsharing auf der Agenda. Das wird in Kusterdingen vom Autohaus Schreiner organisiert, mit inzwischen drei Carsharing-Autos in Kusterdingen. Harald Schreiner hat damals gerade das dritte Auto angeschafft und diesen Ford-Fiesta in Wankheim-Siedlung stationiert.

Welches war eure größte Sorge, als ihr euch voll auf das Carsharing eingelassen habt?

Wir waren uns nicht sicher, ob das Auto frei ist, wenn wir es buchen wollen. Deshalb haben wir parallel unser altes Auto noch drei Monate als Reserve behalten.

Wie weit müsst ihr zum Stellplatz in Wankheim laufen?

Das Auto stand zuerst auf unserem Grundstück, weil ich Carsharing-Pate bin und mich drum kümmere, dass es immer in Ordnung ist. Ein Stromverteiler in der Nähe hat aber die Elektronik des Wagens gestört. Die Nachbarin war dann bereit, ihren Stellplatz zur Verfügung zu stellen.

Ist das Auto meistens frei, wenn ihr es buchen wollt?

Eigentlich schon. In den letzten drei bis vier Monaten war es nur zweimal ausgebucht. Wir haben dann das Carsharing-Auto aus Mähringen genommen. Das ist etwas umständlicher, da muss man erstmal mit dem Rad rüberfahren.

Wie bucht man den Carsharing-Wagen?

Digital am Smartphone oder PC. Man muss sich etwas eingewöhnen, aber es ist nicht kompliziert. Wir haben hier auf der Homepage eine detaillierte Anleitung verfasst: https://klimaschutz-haerten.de/2022/carsharing-ein-einfacher-einstieg/. Wenn man ein Auto gebucht hat und es doch nicht braucht, kann man es bis 24 Stunden vorher kostenlos stornieren.

Wie viele Kilometer fahrt ihr heute jährlich mit dem Auto, per Carsharing?

2023 waren es 4100 Kilometer. Darin sind 1600 Urlaubskilometer enthalten, für die wir zweimal Mietwagen gebucht hatten. Insgesamt haben wir fürs Autofahren für 52 Fahrten 2850 Euro ausgegeben.

Was kostet Carsharing für 100 Kilometer?

Man zahlt pro Kilometer 31 Cent, plus je Stunde drei Euro. Ab einem ganzen Tag gibt es Rabatt, pro Tag zahlt man 33 Euro. Sonst gibt es keine Kosten.

Spart ihr Geld durch das Carsharing?

Ich habe im Internet bei Finanztip (https://www.finanztip.de/rechner/autokostenrechner/ ) eine Abschätzung gemacht: Ein Fiesta, den man für 20.000 Euro neu kauft und zehn Jahre behält, kostet pro Jahr 3350 Euro für alles, wenn man 4100 km pro Jahr fährt.  Wir sparen somit 500 Euro und haben das gute Gefühl, etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Wie viele Wege erledigt ihr mit Bahn, Bus oder Rad?

Wir fahren in der Woche zweimal mit dem Bus nach Tübingen, außerdem etwa einmal monatlich Bahn. Mit dem Rad bin ich zwei- bis dreimal in der Woche unterwegs.

Gab es mal ein Problem mit dem Carsharing-Wagen?

Nein, nie. Nur ganz am Anfang ging die Tür mal nicht auf, wohl wegen des Stromverteilers.

War die Umstellung aufs Carsharing schwierig?

Die Spontaneität fehlt natürlich. Das hat aber den Effekt, dass man sich immer fragt: Muss ich wirklich das Auto nehmen? Aber das ist ja auch der Sinn.

Habt ihr eurem Auto schon mal hinterhergetrauert?

Eigentlich nicht. Und Carsharing hat auch Vorteile. Man muss sich um keine Versicherung kümmern und keinen Auto-Service. Und auch nicht ums Putzen – wenn man nicht Pate ist wie ich. 

Wem würdest du Carsharing unbedingt empfehlen?

Jedem, der ein Auto oder Zweitauto hat, mit dem er weniger als 6000 km fährt. Dann lohnt sich das auch finanziell.  Siehe Kommentar unten.

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2 thoughts on “Interview: Carsharing auf den Härten

  1. Meine Aussage, dass ein Carsharing-Auto sich finanziell lohnt, wenn man weniger als 6000 km im Jahr fährt, ist wohl zu vorsichtig.
    teilAuto in Tübingen gibt 7500 km an (https://www.teilauto-neckar-alb.de/haeufig-gestellte-fragen/) und bei anderen Internetquellen findet man 10000 km (https://carsharing.de/zu-fahrleistung-10000-kilometern-ist-carsharing-auf-jeden-fall-guenstiger oder https://www.finanztip.de/carsharing/kostenvergleich/ ).
    Mit anderen Worten Carsharing lohnt sich finanziell für mehr Leute als ich zunächst gedacht habe.

  2. Ich wollte diesen Beitrag im Gemeindeboten Kusterdingen veröffentlichen. Dies wurde aber abgelehnt.
    Herr Thomas Heusel, Vorzimmer Bürgermeister der Gemeinde Kusterdingen, schreibt folgendes:
    gemäß dem Redaktionsstatut vom 25.01.2017 (mit Ergänzung am 21.02.2018) – gültig bis einschließlich 09.02.2024 sowie dem ab 10.02.2024 geltenden (neuen) Redaktionsstatut vom 31.01.2024 werden gemäß § 3 Ziffer 3.1 e) Ankündigungen und Berichte (…) von Institutionen mit nicht erwerbswirtschaftlicher Zielsetzung (hierunter fällt die „Klimaschutz Härten“) veröffentlicht. Nach § 4 Ziffer 4.1 (sowohl alter als auch neuer Fassung) sind Ankündigungen Hinweise auf künftige Veranstaltungen oder Ereignisse und Berichte gedrängte Zusammenfassungen von Inhalt und/oder Verlauf stattgefundener Veranstaltungen oder Ereignisse.

    Ihr eingestellter Artikel ist aber ein Interview und entspricht somit weder einer Ankündigung als auch einem Bericht. Somit kann keine Veröffentlichung Ihres Beitrags erfolgen.

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